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Magie

Roman

Erschienen am 18.05.2009
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783764530372
Sprache: Deutsch
Umfang: 734 S., 20 s/w Illustr.
Format (T/L/B): 4.9 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Eine Novizin folgt ihrem Traum! Trudi Canavan kehrt dorthin zurück, wo ihr Aufsehen erregender Erfolg begann – zur Welt von Sonea und der Gilde der Schwarzen Magier! Tessia wächst als die Tochter eines Dorfheilers in Kyralia auf, und nichts wünscht sie sich mehr, als selbst Heilerin zu werden – sehr zum Ärger ihrer Mutter, die Tessia lieber verheiratet sehen möchte. Doch dann nimmt das Leben der jungen Frau eine dramatische Wendung! Als sie in der Burg ihres Lehnsherrn, des Magiers Lord Dakon, einen Verletzten versorgt, muss Tessia sich der brutalen Annäherungsversuche eines sachakanischen Zauberers erwehren – und gebraucht dabei instinktiv Magie. Plötzlich blickt sie einer völlig neuen Zukunft als Lord Dakons Novizin entgegen. Bei aller Begeisterung und allem Stolz über ihre unerwartete Bestimmung erkennt Tessia aber schon bald, dass mit ihren magischen Gaben auch große Gefahr einhergeht. Denn am Horizont zieht ein verheerender Krieg zwischen Kyralia und Sachaka auf – und Tessia muss schneller ihre Magie zu beherrschen lernen als je eine Novizin vor ihr … Die Vorgeschichte der Bestsellertrilogie »Die Gilde der Schwarzen Magier«!

Leseprobe

Es gab keine schnelle und schmerzlose Methode, eine Amputation durchzuführen, das wusste Tessia. Nicht, wenn man es richtig machte. Für eine saubere Amputation musste man einen Hautlappen schneiden, um damit den Stumpf zu bedecken, und das kostete Zeit. Während ihr Vater mit geschickten Bewegungen begann, die Haut um den Finger des Jungen herum einzuritzen, beobachtete Tessia das Mienenspiel der Menschen im Raum. Der Vater des Jungen stand mit vor der Brust verkreuzten Armen und durchgedrücktem Rücken da. Sein Stirnrunzeln konnte die Spuren von Sorge nicht ganz verbergen, doch Tessia wusste nicht, ob es Mitgefühl mit seinem Sohn war oder die bange Frage, ob er rechtzeitig mit der Ernte fertig werden würde. Wahrscheinlich ein wenig von beidem. Die Mutter hielt die andere Hand ihres Sohnes fest umklammert, während sie ihm ins Gesicht starrte. Seine Haut war gerötet, Schweißperlen standen ihm auf Stirn und Wangen. Der Junge biss die Zähne zusammen, und trotz der Warnung des Heilers sah er aufmerksam zu, wie dieser arbeitete. Er hatte bisher vollkommen reglos dagesessen und weder seine verletzte Hand bewegt noch gezappelt. Kein Laut war über seine Lippen gekommen. Solche Selbstbeherrschung beeindruckte Tessia, vor allem bei einem so jungen Menschen. Landarbeiter galten als ein zähes Völkchen, aber ihrer Erfahrung nach traf das nicht immer zu. Sie fragte sich, ob das Kind in der Lage sein würde, auch weiterhin so tapfer zu sein. Schließlich würde noch Schlimmeres kommen. Das Gesicht ihres Vaters war angespannt vor Konzentration. Er hatte die Haut des Fingers vorsichtig über das Gelenk des Knöchels zurückgezogen. Auf einen Blick von ihm nahm sie das kleine Gelenkmesser vom Brenner und reichte es ihm. Dann nahm sie ihm den Schäler Nr. 5 ab, wusch ihn und hielt die Klinge sorgfältig über den Brenner, um sie mit Hilfe des Feuers zu reinigen. Als sie aufblickte, war das Gesicht des Jungen von Falten überzogen. Tessias Vater hatte begonnen, durch das Gelenk zu schneiden. Sie hob den Kopf und bemerkte, dass der Vater des Jungen jetzt eine teigig-graue Gesichtsfarbe angenommen hatte; die der Mutter war schneeweiß. "Schaut nicht hin", murmelte Tessia warnend. Die Frau wandte abrupt den Kopf ab. Die Klinge traf mit einem Klacken auf das Operationsbrett. Nachdem sie ihrem Vater das kleine Gelenkmesser abgenommen hatte, reichte Tessia ihm eine gebogene Nadel, in der bereits ein feiner, aus einer Sehne gefertigter Faden steckte. Die Nadel glitt mühelos durch die Haut des Jungen, und ein Funke von Stolz glomm in Tessia auf; sie hatte sie zur Vorbereitung auf diese Operation sorgfältig geschärft, und der Sehnenzwirn war der feinste, den sie je hergestellt hatte. Sie betrachtete den amputierten Finger, der am Ende des Operationsbrettes lag: auf der einen Seite eine geschwärzte, eiternde Masse, aber das abgeschnittene Ende zeigte beruhigend gesundes Fleisch. Vor einigen Tagen hatte der Junge sich den Finger bei einem Unfall während der Erntearbeiten böse gequetscht, aber wie die meisten Dorfbewohner und Landarbeiter, die ihr Vater versorgte, hatten weder der Junge noch der Vater Hilfe gesucht, bis die Wunde sich entzündet hatte. Erst bei extremen Schmerzen akzeptierte ein Mensch die Entfernung eines Körperteils. Wenn man zu lange wartete, konnte eine solche Entzündung das Blut vergiften und zu Fieber und sogar zum Tod führen. Dass eine kleine Wunde sich als tödlich erweisen konnte, faszinierte sie. Und es machte ihr Angst. Sie kannte einen Mann, den ein bloßer verfaulter Zahn in den Wahnsinn und zur Selbstverstümmelung getrieben hatte; normalerweise robuste Frauen verbluteten, nachdem sie ein Kind geboren hatten. Sie wusste auch von gesunden Säuglingen, die ohne erkennbaren Grund zu atmen aufgehört hatten, und von Fieberkrankheiten, die sich im Dorf verbreitet und nur ein oder zwei Menschenleben gefordert hatten, während die übrigen nicht mehr als ein gewisses Unbehagen hatten erdulden müssen. Bei der Arbeit für ihren Vater hatte sie in ih Leseprobe

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