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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442545322
Sprache: Deutsch
Umfang: 224 S.
Format (T/L/B): 1.9 x 19.2 x 13.2 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

"1967 feierte die Sowjetunion ein wichtiges Jubiläum: Fünfzig Jahre waren seit der Oktoberrevolution vergangen, und für die real existierenden sozialistischen Bürger gab es nicht viele Gründe, stolz auf ihr Land und die dort herrschende Ordnung zu sein. Sie hatten mit dieser Ordnung etliche Probleme: das Wurstproblem, das Zuckerproblem, das Butterproblem...a€oe Doch wie immer in Zeiten der Not wuchs auch hier das Rettende. Denn noch im selben Jahr erblickte in einem Moskauer Krankenhaus ein Knabe das Licht der Welt, der zum Sonnenschein seiner Eltern und zum Schrecken der gesamten Republik heranwachsen sollte: Wladimir Kaminer. Schon in der Schule machen sich seine beiden größten Talente bemerkbar: die Unfähigkeit, etwas Sinnvolles zu lernen, und der Hang, Geschichten zu erfinden. Trotz dieser fatalen Kombination wird der Junge zum Politinformator ernannt und hat nun die ehrenvolle Aufgabe, seine Klassenkameraden über die aktuellen Ereignisse in Russland und der Welt zu unterrichten. Fröhlich mischt Wladimir Fakt und Fiktion, um zu interessanteren Ergebnissen zu kommen als die offiziellen Verlautbarungen sie bereithalten. Als er jedoch bekannt gibt, das tapfere Simbabwe habe Russland den Krieg erklärt, fliegt sein Schwindel auf, und in den Komsomol darf er nun auch nicht mehr. Doch auch diese Erfahrung ändert nichts an Wladimirs Neigung, der Wirklichkeit immer wieder mit viel Phantasie auf die Sprünge zu helfen, selbst wenn dies gelegentlich fatale Folgen hat. Seine nicht zu bändigende Kreativität bestimmt daher auch Wladimirs gesamten weiteren Lebenslauf, und die Weichen für die unmittelbare Zukunft werden so ebenfalls schon bald gestellt: Als sich nämlich herausstellt, dass Wladimirs öffentlich und inbrünstig vorgetragenes Majakowski-Gedicht selbst gereimt war, wird er kurzerhand der Schule verwiesen. Und steht nun unvermittelt vor der Frage, was denn einmal aus ihm werden soll. Angesichts seiner Vorliebe für das Wort legt man ihm nahe, sich beim Theater zu bewerben. Wladimir ist nicht ganz abgeneigt, und nach ein paar eingeschobenen Monaten im Pionierlager "Der junge Seemanna€oe ist er gerne bereit, sich in Moskau dem Ernst des Lebens zu stellen. Er beginnt ein Studium und eine praktische Ausbildung am Theater, schreckt auch vor dem alkoholgetränkten Alltag der Künstler nicht zurück und gestaltet sich die Zeit so unterhaltsam es eben geht. Auf Dauer hält es ihn jedoch nicht bei der Bühne. Er lässt sich überreden, einen abenteuerlichen Viehtransport von Lettland nach Usbekistan zu begleiten, arbeitet danach als Gärtner in einem Erholungspark, organisiert illegale Undergroundkonzerte und endet schließlich bei der Armee: der Beginn seines größten Abenteuers. Der Gefreite Kaminer landet im dritten Abwehrring des Moskauer Verteidigungskreises, ein Militärgelände mitten im Wald, das aus ein paar Baracken, drei Raketen, einem alten Radargerät, dreißig unmotivierten Soldaten und vier Offizieren besteht. Die erste Panne ereignet sich bereits, als Mathias Rust über dem Verteidigungskreis seine Runden dreht und sich schließlich unbehelligt zum Roten Platz aufmacht. Kein Wunder, sind die Soldaten doch damit beschäftigt, Eidechsen zu präparieren, mit Raketenfarbe zu bestreichen und eine Naturkundeausstellung zu eröffnen. Allen voran natürlich Wladimir. Zur Belohnung erhält er den Posten eines ehrenamtlichen stellvertretenden Vergnügungsorganisators und übernimmt nun unter anderem die musikalische Untermalung des Tagesablaufs. Zu "You can’t always get what you wanta€oe marschiert die Truppe in den Speisesaal, zu "Rhythmische Gymnastika€oe wird gearbeitet, und die Ruhestunden werden mit Meditations-Platten nach dem Motto "Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem Walda€oe unterlegt. Damit nicht genug, ernennt sich Wladimir als universelles Erzähltalent kurzerhand zum Wahrsager und hat damit so umwerfenden Erfolg, dass er schon bald ein Büro erhält und unter den wachsamen Augen Gorbatschows seinen Kameraden die Zukun ...