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Der verborgene Fluss

Roman

btb
Erschienen am 01.04.2008
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442737253
Sprache: Deutsch
Umfang: 414 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 18.5 x 11.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eine bewegende Australiensaga - eine Einwanderfamilie und ihr Kampf ums Überleben Australien, zu Beginn des 19. Jahrhunderts: Bittere Armut hat William Thornhill zum Gelegenheitsdieb werden lassen. Und so kommt es, dass der Londoner gemeinsam mit seiner Frau nach Sydney verbannt wird. Nach einem entbehrungsreichen Anfang gelingt es ihnen, sich mit ihren Kindern den Traum vom eigenen Land zu verwirklichen und sesshaft zu werden - doch zu spät erkennen sie, dass sie damit den Konflikt mit den Ureinwohnern heraufbeschwören. Ausgezeichnet mit dem Commonwealth-Preis.

Autorenportrait

Kate Grenville gehört zu den wichtigsten und erfolgreichsten Autorinnen Australiens. In Deutschland wurde sie mit ihrem Roman »Der verborgene Fluss« einem breiten Publikum bekannt. Für »Eine Ahnung von Vollkommenheit« wurde sie mit dem renommierten »Orange Prize for Fiction« ausgezeichnet.

Leseprobe

Fast ein ganzes Jahr lang hatte die Alexander sich mit ihrer Sträflingsfracht durch die Wellen des Ozeans gekämpft, jetzt war sie am Ende der Welt angekommen. Es gab kein Schloss an der Tür der Hütte, in der William Thornhill, deportiert im Jahre des Herrn 1806 für die Dauer seines natürlichen Lebens, seine erste Nacht in der Strafkolonie Seiner Majestät in Neusüdwales verbrachte. Genau genommen gab es auch nichts, das die Bezeichnung Tür oder Wand verdient hätte, nur ein Geflecht aus Stöcken und Lehm und vor der Türöffnung einen Lappen aus Baumrinde. Schlösser,Türen,Wände, das alles wurde hier nicht gebraucht. In diesem Gefängnis bestanden die Gitter aus Tausenden und Abertausenden Meilen Wasser. Thornhill lag neben seiner friedlich schlummernden Frau, die ihre Hand fest in seiner verschränkt hatte. Auch das Kind und das Baby schliefen eng aneinander gekuschelt. Nur er selbst konnte sich nicht überwinden, in dieser fremden Dunkelheit die Augen zu schließen. Er spürte, wie die Nacht feucht und bedrohlich durch den Eingang der Hütte kroch. Sie brachte ihre ganz eigenen Geräusche mit: ein Knistern und Knacken, ein verstohlenes leises Rascheln und über allem das Rauschen des Waldes, der sich unendlich weit erstreckte. Als er aufstand und durch die Tür ins Freie trat, hörte er niemanden rufen und sah auch keinen Wachposten. Draußen war nichts als die hellwache Nacht mit ihren schweren, erdigen Gerüchen. Über ihm ragten riesige Bäume auf. Eine Brise säuselte durch das Laub, erstarb und ließ nur den mächtigen Wald zurück. Thornhill war nichts als ein Floh auf der Flanke eines riesigen, reglosen Wesens. In der Dunkelheit weiter unten, am Fuße des Hügels, verbarg sich die Siedlung. Ein Hund bellte müde und verstummte sofort wieder. Aus der Bucht, in der die Alexander vor Anker lag, drang das ruhelose Rauschen der See, die sich zwischen den Ufern der Landspitzen hin und her wälzte und hoch gegen den Strand schlug. Am Himmel stand eine dünne Mondsichel, und die paar Sterne dort oben hatten für ihn so wenig Bedeutung wie achtlos verstreute Reiskörner. Es gab keinen Polarstern, jenen alten Vertrauten, an dem er sich auf der Themse orientiert hatte, und auch keinen Sirius, den Hundsstern, dessen Verblassen ihm die nahende Morgendämmerung angekündigt hätte. Nur ein unbekanntes und gleichgültiges Funkeln. Wenn er in den langen Monaten auf der Alexander in seiner Hängematte gelegen hatte, dem einzigen Platz, der ihm auf dieser Welt geblieben war, und dem Schlagen der Wellen an den Schiffsrumpf lauschte oder die Stimmen seiner Frau und seiner Kinder aus dem Lärm des Frauenquartiers herauszuhören versuchte, war es oft tröstlich für ihn gewesen, sich den Verlauf der Themse in Erinnerung zu rufen. Die Isle of Dogs, die Hundeinsel, die gefährlichen Strömungen im tiefen Becken von Rotherhithe, die jähe Biegung bei Lambeth, hinter der man sich, kaum hatte man sie umschifft, mit einem Schlag unter einem völlig anderen Himmel wiederfand. Er kannte den Fluss wie seine Westentasche. In der Hängematte neben ihm grunzte Daniel Ellison, der selbst im Traum noch kämpfen musste, und hinter der Spant bei den Frauen herrschte Stille, während er selbst in Gedanken den Biegungen des Flusses folgte. Doch dieses Leben war für immer vorbei. Das wusste Thornhill, als sich jetzt der seufzende Atem des weiten fremden Landes über ihn senkte und er den kalten Lehmboden unter seinen Füßen spürte. Genauso gut hätte er an dem Strick baumeln können, den man schon für ihn geknüpft hatte. Dieser Ort war wie der Tod, von hier kehrte kein Mensch mehr zurück. Es war ein spitzer, stechender Schmerz, wie von einem Splitter unter einem Nagel, der Schmerz des Verlustes. Er würde hier unter diesen fremden Sternen sterben, und sein Körper würde in dieser kalten Erde verrotten. Seit dreißig Jahren hatte er nicht mehr geweint, nicht mehr, seit er ein hungriges kleines Kind gewesen war, das noch nicht wusste, dass Tränen einem nicht den Bauch füllten. Doch jetzt schnürte es ihm d Leseprobe

Schlagzeile

Eine bewegende Australiensaga - eine Einwanderfamilie und ihr Kampf ums Überleben

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