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Buchtipps - Romane

Ein berührendes Erstlingswerk aus Schweden: Agneta und Tilda sind Mutter und Tochter aus einer Ortschaft im hohen Norden. Agneta wohnt im Heimatort, die erwachsene Tilda ist zum Studium nach Stockholm gezogen. So groß wie die räumliche ist auch die persönliche Distanz der Beiden, man ist sich fremd geworden. Nun muß die Mutter ihre Tochter dringend und unaufschiebbar sehen und sprechen und reist in die Hauptstadt...Ein schwerer, tragischer, aber auch wichtiger Roman, in dem sich die Kargheit und Ödnis des Schauplatzes in der ergreifenden Handlung widerspiegeln.

Hier kommt der neue Suter! Ein junger Anwalt nimmt bei einem ältern Herren eine gut bezahlte Stellung an: Er soll die Unterlagen des Hochbetagten sichten und für den Nachlass vorbereiten. Dabei erzählt ihm der Alte von der Beziehung zu seiner Verlobten, die mehr als 40 Jahre zuvor und kurz vor der Hochzeit verschwand, deren Portäts aber überall im Haus hängen. Vorsichtig macht sich der Anwalt auf die Suche nach der Wahrheit. Wirklich großartig und kurzweilig erzählt.

Ein neues Lieblingsbuch: Leonard und Paul sind allerbeste Freunde aus Kindertagen. Als Erwachsene führen der Ghostwriter und der Aushilfsbriefträger bescheidene und unaufgeregte Leben. Der geneigten Leserschaft wachsen sie mit ihrer freundlichen und ruhigen Art sofort ans Herz. Aber dann passieren doch aufregende und ereignisreiche Dinge, die diesem wunderschönen Roman  genau die richtige Würze verleihen. Ein jetzt schon hoch dekoriertes Debut aus Irland, zu dessen deutscher Übersetzung eigens ein Verlag gegründet wurde. Herzlichen Dank dafür!

Roberta und Twyla sind achtjährige Mädchen, die sich, vorübergehend im Kinderheim untergebracht, kennenlernen, befreunden und wieder aus den Augen verlieren. Als Erwachsene treffen sie gelegentlich erneut aufeinander und könnten unterschiedlicher nicht sein. Das Besondere an dieser einzigen Erzählung der genialen Nobelpreisträgerin: Die beiden Frauen sind verschiedener Hautfarben und man erfährt an keiner Stelle des Buches, wer welche ist.

"Als Henry Preston Standish kopfüber in den Pazifischen Ozean fiel, ging am östlichen Horizont gerade die Sonne auf". Der Protagonist dieses achtzig Jahre alten Romans ist erfolgreicher Brooker, liebender Ehemann und fürsorglicher Vater in New York in den1940er Jahren. Trotzdem nimmt er sich eine Auszeit auf einem Frachter Kurs Panama und mit diesem schicksalhaften Intermezzo nimmt die Geschichte ihren Lauf. Ein besonderes Buch, eine Wiederentdeckung in wunderschönster Ausgabe.

Hier lebt die gerade achtzehn Jahre alt gewordene Thea Brandt mit ihrem Vater, ihrer Tante und ihrem alten Kindermädchen. Die exklusive Wohnlage im aufblühenden Amsterdam des 18. Jahrhunderts lässt kaum die wirtschaftlichen Probleme der Familie erahnen. Und doch: Thea wird eine gute Partie machen müssen, um den Lebensstandard zu erhalten. Ist die junge Frau dazu bereit? Ein historischer Familienroman vor grandioser Kulisse in einer spannenden Zeit.

Chris und Koller treffen aufeinander, verlieben sich, wollen ans Meer fahren und das alles innerhalb eines Tages. Doch aus dem geplanten, kurzen Ausflug von Leipzig an die Ostsee wird eine abenteuerliche und turbulente Deutschlandreise. In einer Woche durchleben beide seltsame Begegnungen, unvergessliche Ereignisse und sämtliche Gefühlszustände. Ein intensiver und schneller Roman mit einem denkwürdigen Schlußsatz: "Uns siehe, es ist alles gut".

Die dreißigjährige Skip kehrt nach Jahren auf See in ihre Heimatstadt Amsterdam zurück. Sie trifft auf ihr ehemaliges Zuhause in der Trabantenstadt im Westen, ihre Ersatzfamilie im Nobelviertel,  ihren Ex-Freund. Sie erinnert sich an ihr früheres Leben, versucht mit der Gegenwart klar zukommen und schmiedet Pläne für die Zukunft. Ein empfindsames und genaues Buch, auch in Sprache und Übersetzung, ein wunderbarer Band.

Daniel Berry steht auf der Straße: sein Cottage wird ihm gekündigt, seine Freundin verlässt ihn und er verschenkt seinen ganzen Besitz, nur eine kleines Porzellanschaf bleibt ihm. Mit seinem letzten Geld begibt er sich auf eine Reise. Auf seiner Bahnkarte, einfache Fahrt, steht: "TAGESKARTE Erwachsener für eine Reise in die furchtlosen Jahre (Gültig für jede zugelassene Reiseroute)". Es ist die Fahrt in seine Kindheit und Jugend. Ein wunderbarer Roman, der erfrischend in den Ebenen wechselt, gefühlvoll, komisch und traurig.

Irland in den 1980ern: Die Mutter ist schon wieder schwanger, und so bringt der Vater das Mädchen für den Sommer zu entfernten Verwandten. Dort ist alles anders als im engen Zuhause, es gibt genug zu essen und reichlich Zuwendung. Aber die Pflegefamilie hat auch ein dunkles Geheimnis. Mit wenigen Worten lässt Keegan die Gefühle des namenlosen Mädchens spürbar werden, das zerrissen zwischen beiden Welten seine Welt neu ordnen muss - eine wunderbare Erzählung!