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Buchtipps - Romane

Frei nach Rousseaus Forderung: "Zurück zur Natur" zieht eine Gruppe junger Menschen in den 1920er-Jahren aus Paris aufs Land, um auf einem alten Bauernhof ein autarkes, freies und selbstbestimmtes Leben zu führen. Eine der Mitstreiterinnen führt über die Erlebnisse und Hintergründe ein ausführliches Tagebuch. Diese Schrift liest hundert Jahre später eine Studentin in Amsterdam und ist von der Idee fasziniert. Zusammen mit Freund:innen wird sie das Experiment auf einem Landgut in Friesland wiederholen und ihre eigenen Erfahrungen und Aufzeichnungen machen.

Der allererste und zugleich meisterliche Roman der großen, italienischen Schriftstellerin kommt hier im schönen, neuen Gewand. Die sechzehnjährige Delia lebt mit ihrem jähzornigen Vater, der mürrischen Mutter und ihren Geschwistern in einem kleinen, langweiligen Ort. Die Straße in die Stadt, ihr heimlich verehrter Cousin Nini und Guilio, der Sohn des Dorfarztes, der wiederum in sie verliebt ist, sind die einzigen, kleinen Lichtpunkte in ihrem ansonsten öden Leben. Ein atmosphärisch dichtes Werk aus dem Jahr 1942, das sich hier wunderbar wiederentdecken lässt. Übersetzung: Maja Pflug

Die 14-jährige Billie lebt mit ihrer Mutter in armen, aber glücklichen Verhältnissen. So wird sich am Anfang jeden Monats, trotz der prekären, finanziellen Situation, der größte Eisbecher "Paradise Garden" gegönnt. Als sich die teils unbekannte, teils ungeliebte Großmutter aus Ungarn völlig unerwünscht und auf unbestimmte Zeit ankündigt, kommt das der Vertreibung aus dem Paradies gleich. Nichts ist mehr wie vorher und alles endet in einer großen Katastrophe.

In New York lernt die zwanzigjährige, mittellose Alex den älteren, erfolgreichen Geschäftsmann Simon kennen. Er lädt sie ein in sein luxeriöses Haus in den Hamptons, doch schon kurze Zeit später setzt er sie wieder an die Luft. Alex fiebert der glamourösen Party entgegen, die Simon am Ende der Woche veranstaltet. Sie will dort unerwartet erscheinen und hofft, er würde sich erneut in sie verlieben. Solange streunert sie durch die Umgebung und begibt sich in eine Reihe von Katastrophen. Ein emotionaler und scharf gezeichneter Roman, mit einer nicht unbedingt sympathischen Anti-Heldin.

Das Debut der in Gießen aufgewachsenen Autorin ist eine kluge Auseinandersetzung mit einer Vater-Tochter-Beziehung, die immer schwierig war und durch die Rückkehr Ihres Vaters in den Iran noch distanzierter wurde. Einfühlsam schildert Nilufar ihre erste Reise in ein ihr fremdes Heimatland zu einer Familie, die sie nur aus Erzählungen kennt. Ein persönlicher Text, der besonders auch auf die Zerissenheit und Sehnsüchte ihres Vaters Khosrow eingeht. Ein intensives und sehr lesenswertes Buch.

Britta ist mit Mann und Kindern ins Hamburger Umland gezogen, doch so recht kommt sie nicht an in Ochsenwerder: Die Kinder brauchen sie immer weniger, die Ehe kriselt, den Beruf als Geographin hat sie schon vor Jahren aufgegeben. Auf langen Spaziergängen in der kargen Landschaft entdeckt sie Hinweise auf ein anderen Frauenleben, das mehr als 500 Jahre zuvor brutal beendet wurde: Abelke Bleken wurde in Ochsenwerder als Hexe verbrannt. Fasziniert sucht Britta nach Spuren und Zusammenhängen und erfährt viel über Abelke, aber auch über sich selbst.

Auf der kleinen sizilianischen Insel Katria leben alle vom Thunfischfang und so ist die Fischerei, die hier archaisch und traditionell betrieben wird, das allbestimmende Thema. Das Oberhaupt der Fischer ist seit Neustem eine Frau, die sich an dieser Stelle erst noch beweisen muss und die auch mit vielen hochaktuellen Problemen, wie Tourismus, Überfischung, Flucht, Meersverschmutzung und Klimawandel zu kämpfen hat. Ein brisantes und gleichzeitig literarisches Buch. Übersetzung: Barbara Neeb und Katharina Schmidt  

Max hat als Kind alle Sommerferien bei seinen Großeltern auf dem Campingplatzt auf Sylt verbracht. Mittlerweile ist der Wohnwagen Geschichte, Max ist erwachsen und nun besucht er die beiden Älteren für ein paar Tage in ihrer Ferienwohnung auf der Insel. Die mürrische Oma Lore kocht leckes Essen, der lustige Opa Ludwig erzählt Geschichten von früher, alles ist wie immer und doch anders. Ein komischer und nachdenklich machender Roman vom Dichter und Sänger.

Ein großer Familienroman mit drei starken Afroamerikanerinnen als Protagonistinnen. Grace lebt in den siebziger Jahren bei ihrer Tante in Brooklyn. Minderjährig  wird sie schwanger, das Baby wird ihr gegen den Willen weggenommen. Delores, die selbst keine Kinder bekommen kann, wird diese Mädchen gemeinsam mit Ihrem Mann adoptieren. Und schließlich wird auch die Tochter Rae ihr ganz eigenes Schicksal erleben. Ein gewaltiges Werk über die Geschichte, Kultur und Probleme Schwarzer Frauen in den USA; authentisch, berühend und hochaktuell.

Dieses Buch umfasst Erzählungen der großen britischen Schriftstellerin und Booker-Preisträgerin, die im letzten Jahr verstorben ist. Die autobiographischen Geschichten spielen in Nordengland in den fünfziger und sechziger Jahren. Es sind die besonderen Momente in ihrem jungen Leben, die hier vor typischer Kulisse, gut beobachtet, präzise beschrieben und voll Witz erzählt werden. Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence