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Buchtipps - Romane

Spitzbergen 1957: Ein junges Paar ist gerade angekommen in der unwirtlichen Bergbausiedlung Longyearbyen. Finn ist der neue Werksarzt, Eivor kümmert sich um die beiden kleinen Töchter. Aber die Kälte, die Dunkelheit und das enge Zusammenleben einer eigenartigen Gemeinschaft am eisigen Ende der Welt zerrt an den Nerven - und während der langen Polarnacht kann niemand die Siedlung verlassen. Eine Zerreißprobe für die psychische Gesundheit der Menschen im Eis und auch für die Beziehung der beiden Neuankömmlinge. Bedrückendes und fesselndes Psychodrama vor beeindruckender Naturkulisse.

Eine Kindheit in einem kleinen Dorf im Hunsrück in den 80er Jahren: Ela wächst auf in einer Familie mit den Großeltern, einem Vater, der nicht viel erreicht und seine eigenen Unzulänglichkeiten mit dem Übergewicht seiner Frau erklärt. Die Mutter ist eigentlich eine starke Frau: empathisch, hilfsbereit, zupackend und doch leidet sie natürlich unter diesem alles bestimmenden Familienthema genau wie ihre Tochter. Der Roman gibt ein gutes Zeitbild und ist nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022.

England im 13. Jahrhundert: Wir sind zurück in Waringham und folgen zwei Milchgeschwisten, der Adligen Adela und dem Leibeigenen Bedric, in die Wirren um Simon de Montforts erster Revolution auf englischem Boden. Gewohnt kunstvoll zieht Rebecca Gablè uns in den Bann der Geschichte - ein Buch, um Nächte durchzulesen!

Anhalt 1929: Die junge Klara tritt eine neue Arbeitsstelle an. Sie wird Lehrerin in einem Kinderheim für lungenkranke Kinder und unterrichtet ihre Lehrmädchen im Kochen, in der Haushaltsführung - und im eigenständigen Denken. Als die Lage wirtschaftlich eng wird, versucht Klara, die das Heim inzwischen leitet, es durch die Nähe zur neuen nationalsozialistischen Regierung zu retten. Bald wehen Hakenkreuzfahnen vor dem Heim - aber was wird aus Tolla, Klaras kleiner jüdischstämmiger Ziehtochter?

In Barcelona lernen sich Armand und Elena eher zufällig kennen und lieben. Nach einer ersten unbeschwerten Phase ihres späten Glücks, müssen sie sich den Problemen ihrer Vergangenheit stellen. Werden sie die richtigen Entscheidungen treffen, um ihrer Liebe Hoffnung zu geben? Eine berührendes und leise Geschichte, die kraftvoll und poetisch geschrieben und zu Recht preisgekrönt wurde.

Ein frisches Debut aus Irland: die junge Debbie White lebt auf einer Milchfarm im ländlichen Irland zusammen mit ihrer sonderlichen Mutter und ihrem trunksüchtigen Onkel. Als sie in Dublin ein Literaturstudium beginnt, stürzt sie sich als Außenseiterin ins Großstadtleben, wird aber von ihrer Heimat immer wieder eingeholt. Ein großartiger, emotionaler und witziger Roman mit kauzigen Darstellern, der ein wenig an Sally Rooney erinnert.

Almut erbt von ihrem Vater das geliebte Segelboot. Als alleinerziehende und berufstätige Mutter hat sie nur leider kein Geld und keine Zeit für das Schiff. Aber auch ein Verkauf kommt nicht in Frage, denn zu viele Erinnerungen sind mit der Yacht verbunden. Und natürlich ist die Seefahrt auch ein Synonym ihres Lebens: die Geschichte vom Ablegen, zu neuen Ufern aufbrechen, das Ruder in der Hand halten, in der Flaute dümpeln, ein Gewitter erleben und wieder im Hafen ankommen.

Kasan 1923: Dejew bekommt den Auftrag 500 Waisenkinder in einem Sonderzug aus der hungernden Stadt nach Samarkand zu bringen - dort soll es genug Nahrung geben. Wir folgen den Kindern und ihren Betreuer:innen durch die junge Sowjetunion und lernen Dejew kennen und ganz nebenbei die ganze Tragödie einer komplett veränderten Gesellschaft. Ein spannendes, mitunter lustiges, dann wieder beklemmendes, aber immer grandios erzähltes Buch voller Hoffnung und Menschenfreundlichkeit!

Die jugendliche Edie Mather lebt mit ihrer Familie auf einer altmodischen Farm an der englischen Ostküste. Der erste Weltkrieg ist gerade beendet und die Zeiten sind hart. Aus dem fernen London taucht die Reporterin Constance FitzAllen auf, die über das vermeintlich nostalgische Landleben berichten möchte. Die ansonsten eher menschenscheue Edie findet Gefallen an der selbstbewussten Frau aus der Großstadt. Ein wunderbar antiquierter und spannender Roman mit schönen Naturbeschreibungen.

Vier Frauen in einem alten Haus in der Elbmarsch: Wilhelmine, die schwerkranke Mutter, die sich halsstarrig weigert, im Krankenhaus zu bleiben, Grete und Freya, ihre Töchter, die auf dem Hof aufgewachsen sind. Die Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein, die eine verwurzelt im Dorf, arbeitet als Vogelwartin und kümmert sich um die Mutter, das Haus und den Garten, Freya ist weggezogen in die Hauptstadt und macht ihr eigenes Ding. Dann ist da noch Anne, Gretes vaterlose Tochter - und alle Frauen haben ihre Verletzungen, Geheimnisse und Wünsche.